6. Etappe: Valle del Chiese nach Lago di Ledro
Wie vor jeder Etappe, hatte ich auch heute wieder grossen Bammel. Zum einen, weil es gestern einfach nicht gelaufen ist, und zum zweiten weil ich wusste, dass zwei lange Anstiege auf uns warten würden.
Gestern haben wir versucht, möglichst gut zu regenerieren (Perskindol mehrfach an die Beine, zweimal Regenerationsshake) und auch wieder Energie zu tanken. Es gab nach der Pasta im Ziel auch noch Pommes mit Fisch/Fleisch zum Znacht.
Heute Morgen habe ich dann ebenfalls nochmals alle Register gezogen. Einen Eiweissshake nach dem Frühstück und einen ganzen Gel vor dem Start. Ich wollte einfach nie in ein Loch fallen. So kam es, dass ich über den Tag verteilt 5 Gels futterte. Urs wird viel Spass mit mir haben, denn diese Gels bewirken stinkende Fürze 🙈.
Nun aber zum Anfang. Heute war ich wieder extrem nervös. Zwei Minuten vor dem Start den Tränen nahe und ein nervliches Wrack. Heute starteten wir wieder 3.5 km neutralisiert. Dieses Mal fuhr jedoch ein Auto mit dem Racedirektor vorne weg. Das Tempo sehr gedrosselt. Super für mich. Danach ging es in den ersten langen Anstieg. Etwa 700 Höhenmeter fahrbar und danach 200 Höhenmeter Laufpassage. Auf diese Laufpassage freute ich mich fast schon etwas, denn sie macht mir nichts aus. Den Rhythmus fand ich heute gut und die Energie in die Pedale war auch wieder da. Trotzdem wusste ich, irgendwann wird das Triathlon-Team kommen und ich durfte mich einfach deswegen nicht verrückt machen lassen. Sie kamen dann auch irgendwann (wirklich ein nettes & aufgestelltes Duo). Konnten aber bis zum Gipfel nicht wesentlich Zeit herausholen. Die Trails nach diesem ersten Aufstieg waren sehr, sehr nass und dadurch auch sehr schlammig. So kam es, dass wir mehr liefen, als wir dies im Normalfall machen. Danach jedoch folgte ein schöner Trail nach dem anderen. Auf diesen konnten wir das andere Team auch wieder einholen und in einem kurzen Anstieg (ich fuhr und lief all out) überholen, sodass wir in den nächsten Downhill vor ihnen konnten. In diesem Downhill passierte mir dann in einer Kurve ein kleines Malheur. Mir rutschte auf einem Ast das Vorderrad weg und noch während des Stürzens rief ich Urs zu «Sturz». Kaum hatte er gehalten, war ich auch schon wieder auf den Beinen, hatte mein Bike geschnappt, die Krone gerichtet und war wieder unterwegs. Zum Glück nichts passiert😂.
Nach diversen Singletrails folgte dann eine breitere Kiesstrasse runter bis zum zweiten Anstieg und zur ersten Verpflegungsstelle. Gut verpflegt ging es weiter und ich wusste nur eins. Ich musste in diesem 1200 Höhenmeter langen Anstieg alles geben. 3 Gels verbrauchte ich bis zur zweiten Verpflegungsstelle und so kam es, dass wir kurz nach dem Triathlonteam, welches uns zwischenzeitlich wieder überholt hatte oben ankamen. Die Strasse oben war eine alte Römerstrasse. Kleine Tunnels, grober Schotter und viele Spitzkehren runter ins Tal. Hätten wir die Gelegenheit gehabt, hätten wir sicher gehalten und viele tolle Fotos gemacht. Wir waren jedoch im Rennmodus und voll konzentriert. Einen weiteren Sturz wollten wir uns nicht leisten. Nur kurz hatte ich mal die Gelegenheit, einen Blick auf den Gardasee zu werfen. Einfach toll. Nach der Abfahrt gab es immer mal wieder die ein oder andere Rampe und Singletrails. Diese brauchten nochmals viele Körner, sodass ich am Lago di Ledro angekommen, dem Tempo der anderen Männer-Teams nicht mehr folgen konnte.
Urs hat mich einmal mehr super durch den Tag und die zahlreichen Schwierigkeiten geführt. Dank seiner Unterstützung kamen wir dann auch super im Ziel an und landeten im Tagesklassement auf dem 5. Rang.
(Teils Bilder sind von der Bike-Transalp.de Website, Fotograf: ©MARKUS GREBER)
Unser Hotel haben wir heute bereits in Riva del Garda. Dem Zielort von morgen. Ich freue mich auf die letzte Etappe. Ich weiss jedoch bereits jetzt, dass es die 47.3 km und 1790 Höhenmeter trotzdem noch in sich haben werden. Hoffen wir, dass meine Beine morgen nochmals so pedalieren mögen wie heute…