Trainingswochenende im Tessin
Bereits seit klar ist, welche Saisonziele wir verfolgen, sind wir fleissig im Training. Mit den Ferien von Urs zusammen mit Hans in Laigueglia startete unsere Saison in die langen Touren. Das Wetter auf letztes Wochenende sah für uns Nordostschweizer nur bescheiden aus, sodass wir uns entschieden, ins bereits warme und sonnige Tessin zu reisen.
Am Samstagmorgen bereits vor 7 Uhr düsten wir also mit unserem Audi, beladen mit zwei Rennrädern und allerlei Gepäck, bis nach Agno am Lago di Lugano. Auf dem TCS-Campingplatz hatten wir für uns einen Pot reserviert. Nach einem kurzen Frühstück starteten wir unsere Tour. Zuerst gings quer durch Lugano, unterhalb des Monte Bre entlang des Luganer Sees über die Grenze nach Italien. Das erste Etappenziel war Cadenabbia am Lago di Como. Dort gabs die erste Cola, während wir auf unsere Fähre warteten, welche uns nach Bellagio übersetzte. Von mir gabs immer wieder einen bangen, aber auch faszinierten Blick in die Berge, mit dem Wissen, dass nach der Überfahrt gleich der grosse Anstieg des Tages auf uns wartete. Bereits als wir in Agno starteten, merkten wir, dass im Tessin und dem angrenzenden Italien alles, was ein Rennvelo besitzt, auf der Strasse unterwegs ist.
In Bellagio führte der erste Anstieg nach Ghisallo. Zum einen hatte man dort einen schönen Ausblick auf den Lago di Como, zum befand sich dort die wohl verrückteste Kirche. In der Kirche befanden sich lauter Rennräder, Trikots, Medaillen von Profifahrern alter Zeiten. Beeindruckend.
Nach Ghisallo und einer kleinen Abfahrt, machte Urs Tempo bis zum Einstieg der Muro di Sormano (es ging bereits aufwärts :-)). Die Muro di Sormano ist 1.92 km lang und einfach nur steil. Bereit nach 100 m ist man platt und es fährt nur noch der Kopf. Bis zu 25 % steil und keinerlei Erholung in Sicht. Aber hey, wir haben es geschafft. Wir haben die Muro di Sormano bezwungen :-). Danach wartete eine superschöne Abfahrt bis fast an den Lago die Como auf uns. Nun wollten wir uns in einem schönen Café stärken, aber da waren wir irgendwie falsch. Kilometerlang fuhren wir die hügelige Strasse der Küste entlang Richtung Como, aber es kam einfach kein Restaurant mit etwas Sonne, bis wir uns dann mit einer etwas abgedroschen ausschauenden Bar zufriedengaben :-). Kurz nach unserem Halt kam dann auch schon Como in Sicht und nach dem zweitletzten Aufstieg, kamen wir in Chiasso über die Grenze. Nun gab es nur noch eine Hürde zu meistern. Dachten wir zumindest. Nach dem letzten «Krüppelaufstieg» hatten wir unsere Rechnung ohne den Wind gemacht. Urs wie ein Uhrwerk gegen den Wind, und ich zusammengekauert und kämpfend im Windschatten. Die zwei Glacekugeln in den letzten Sonnenstrahlen in Morcote hatten wir uns mehr als verdient, bevor es auf die letzten 10 km zurück zu unserer Unterkunft ging.
Diese hielt eine negative und eine positive Überraschung bereit. Negativ, sie war verschlossen und wir mussten erst mühsam auf die Suche gehen, um jemanden zu finden, der einen Schlüssel dafür organisieren konnte. Diese Dame vom Reinigungsservice, war jedoch eine Perle. Wir verstanden uns nicht wirklich und doch half sie uns auf eine so herzliche Art und Weise, dass der Ärger gleich wieder verschwunden war. Und in unserem Pot fanden wir völlig überraschend eine eigene Dusche vor, was ein riesen Luxus für uns war. Auf unserer kleinen Terasse genossen wir so frisch geduscht ein feines Raclette bevor es nach einem kurzen Abstecher ins Restaurant zum Dessert, bereits früh ins Körbchen ging.
Nach einer erholsamen Nacht, einem Zopf-Frühstück, zusammenpacken und Auschecken, machten wir uns auf unsere zweite Tour im Tessin. An der langen Hose konnten wir nichts ändern (kurze hatten wir keine dabei), aber oben waren wir nicht mehr ganz so warm angezogen wie noch am Tag davor. Auch die Schuhüberzüge liessen wir im Auto zurück. Eine Muro di Sormano wollten wir an diesem Tag nicht fahren. Dachte ich zumindest. Aber im ersten langen Anstieg des Tages gab es Stellen, die waren mindestens so steil, halt eben einfach nicht ganz so berühmt :-). Noch einmal führte uns Komoot und unser Garmin an den Comersee. Wir genossen die Sonne, die blühenden Bäume, die feinen Gerüche und das erwachen der Natur. Auch auf dieser Tour gab es einige Highlights. Zum Beispiel zeigte es Urs entlang des Lago die Lugano allen und wir waren immer auf der Überholspur. Nach Menaggio führte uns eine alte Eisenbahnstrasse in Richtung Lugano zurück. Natürlich dürfen wir den Monte Bre nicht vergessen. Der Ausblick auf den Monte San Salvatore ist einmalig.
Mit all diesen Eindrücken im Gepäck ging nach Hause und am Montag wieder in den beruflichen Alltag. Wir freuen uns bereits wieder auf den nächsten Besuch im Tessin.