Supergeniale Erfahrung, HOPE 1000
Nun sind schon einige Tage der Regeneration vergangen, auch sind die ersten Kilometer auf dem Bike und Renner wieder abgespult. Also höchste Zeit einen kleinen Bericht zum HOPE 1000 aus Sicht des Fahrers zu verfassen đ
Mit viel Freude stand ich am Samstagmorgen frĂŒh in Romanshorn am Start. Die Streck fĂŒhrte zu Beginn durch bekanntes Gebiet im Thurgau und dann ins Toggenburg und weiter ĂŒber die Amdener Höhe an den Walensee. Schon am ersten Tag waren die Temperaturen Hochsommerlich, mit dementsprechendem Salz- und Mineralienverlust meines Körpers. Die schönen Trails sind in diesem Abschnitt noch etwas Mangelware, das Nachtessen oberhalb von Stein im Toggenburg entschĂ€digt aber vielesâŠ
Am Walensee angekommen geht es flach in Richtung Glarnerland, bevor ein erster Anstieg mit 1000hm auf mich wartete. Das FlachstĂŒck bin ich mit einem Mitstreiter gefahren, er hatt dann allerdings in Nierdurnen Hunger und gönnte sich einen Kebab. So fuhr ich allein in die erste Nacht und bewĂ€ltigte den Aufstieg sehr flĂŒssig. Die Abfahrt fĂŒhrt zuerst durch ein Sumpfgebiet mit vielen kleinen Holzbrettern, also unfahrbar in der Nacht. SpĂ€ter wird es ein cooler Trail der in eine Schotterstrasse mĂŒndet welche spĂ€ter zur Teerstrasse wird und mich nach Siebnen bringt. Dort gibt es in einer Holzscheune ein erstes kleines Nickerchen von 30min. Frisch gestĂ€rkt geht es wieder aufwĂ€rts und dann hinab den Sihlsee. Der Selecta Automat am Bahnhof Einsiedeln liefert die nĂ€chste Futterquelle, soweit ich mich erinnern mag gab es Snickers und Redbull. Die weitere Fahrt fĂŒhrte mich dann ĂŒber die Hagenegg nach Schwyz und weiter an den VierwaldstĂ€ttersee. Der nĂ€chste Pass welchen es zu bezwingen gab war der GĂ€tterlipass, herrliche Aussicht und angenehme Temperaturen am Morgen. Die Abfahrt fĂŒhrte zuerst ĂŒber einen coolen Trail und dann in schnellem Tempo auf einer Teerstrasse an den Lauerzersee zum Zmorge im Hotel «Bauernhof». Die Gastfreundschaft ist dort perfekt, sogar eine Dusche hĂ€tte ich mir gönnen können, aber ich war zu diesem zeitpunkt noch im Rennfieber đ
Als nĂ€chstes Hinderniss wartete der Wildspitz auf mich, ein knackiger Aufstieg vor welchem ich gewarnt wurde. Es ging jedoch recht gut, das Training in der Vorbereitung scheint seine Wirkung zu zeigen. So ging es spĂ€ter hĂŒgelig weiter bis an den Sempachersee. Dort wurde die Mittagshitze fĂŒr mich etwas zuviel, sodass ich etwas spĂ€ter auf einem Bank im Wald ein Nickerchen von 30 min machen musste. Dies stĂ€rkte mich fĂŒr den bevorstehenden Aufstieg zum Napf. Ich habe von Trails am Napf gelesen und freute mich entsprechend darauf. Der Aufstieg wurde im obersten Teil dann auch ziemlich trailig mit Laufpassagen inklusive Bike Schultern. Es hatte aber auch sehr coole Abschnitte mit viel flow und noch mehr KĂŒhe unterwegs. Da es nun bereits wieder Nacht wurde als ich im Entlebuch eintraf fuhr ich den coolen Trail der kleinen Emme entlang halt mit Scheinwerfer und hatte vermutlich etwas weniger Fun als die Teilnehmer die TagsĂŒber unterwegs waren. Noch ein kleiner HĂŒgel war zu bewĂ€ltigen und schon war ich bei km 500 und dem Materialdepot. Ich konnte vor dem Start eine Kartonschachtel mit Material abgeben die ich da nun in Empfang nehmen konnte. So hatte ich eine neue Powerbank, Verpflegungsnachschub und frische Kleider. In einem nahegelegenen Schulhaus versuchte ich wiederum ein wenig zu schlafen, nicht sehr erfolgreich. Nach 30min stand ich wieder auf und fuhr weiter. Im nĂ€chsten Aufstieg kam ich an einer kleinen Kapelle vorbei wo mir nochmals 30min Schlaf gönnte. Auf den nun folgenden Alpen setzte kurzfristig Regen ein und so wartete ich im warmen Kuhstall auf das Ende des Regens und fuhr dann weiter bis zum nĂ€chsten Schauer, wo sich das Warten wiederholte. An die nĂ€chsten Aufstiege und Wege mag ich mich nicht wirklich erinnern, gab anscheinend nichts Besonderes zu sehen und auch die Trails waren unspektakulĂ€r. Einzig mein Kopf begann sich etwas komisch zu verhalten. So meinte ich immer wieder Menschen am Wegrand zu sehen, beim nĂ€her kommen wurden dann aber jeweils Baumstrunke darausâŠ
So erreichte ich Sörenberg, wo es wieder einmal zu regnen begann und ich kurz bei einem Pferdehof unterstand und ein nettes GesprĂ€ch mit dem Besitzer fĂŒhrte. Der Aufstieg auf den Glaubenbielen war mir bekannt und sehr angenehm zu fahren. Die Abfahrt wie auch die weitere Fahrt an den Lungernsee waren unspektakulĂ€r. In Lungern gab es in einer BĂ€ckerei noch etwas Leckeres zwischen die ZĂ€hne und somit wieder etwas Power fĂŒr den Aufstieg auf den BrĂŒnig. Auf einem spassigen Trail ging es weiter in Richtung Hasliberg und dann lange bergab nach Meiringen. Nun ist es an der Zeit fĂŒr ein leckeres Nachtessen, eine Dusche und ein Bett. So lag ich ca um 20:30 im Bett und es verging kaum Zeit, bis ich im Tiefschlaf war. Um 00:30 Uhr konnte ich so frisch ausgeruht wieder los in Richtung grosse Scheidegg. Der Aufstieg ist lang und die Temperaturen in der Nacht ideal, so komme ich gut voran, bis mich ein Mini-Regenschauer kurz verunsicherte. Es wurde aber schnell wieder trocken und so konnte ich die schon bald die Abfahrt in Richtung Grindelwald in Angriff nehmen. Nebel erschwerte diese in der Nacht etwas, Grindelwald konnte ich aber problemlos erreichen. Leider verpasst ich ein Aufmunterndes Plakat und frische Energie in Form von Cola (Danke trotzdem MĂ€si!) in Grindelwald. Am Bahnhof musste ich den neuen GPS Track laden, und als ich diesen geladen hatte, regnete es. Der Regenradar meinte, dass eine Viertelstunde warten sich lohnen wĂŒrde. So fuhr ich kurze zeit spĂ€ter trocken bergauf in Richtung kleine Scheidegg. Anfangs ein schönes StrĂ€sschen, wird es oben zunehmend steiler. Der Sonnenaufgang auf der kleinen Scheidegg entschĂ€digt aber alles, einfach herrlich! Die Abfahrt ĂŒber Wengen nach Lauterbrunnen ist mir bekannt und Bike technisch nicht spektakulĂ€r. Das FrĂŒhstĂŒck in einem kleinen Imbiss tut mir gut, spĂ€ter trifft noch ein französischer Mitstreiter ein, ist aber gar nicht gesprĂ€chig der Kerl.
Die Weiterfahrt an den Thunersee bringt ansteigende Temperaturen mit sich, mein Körper tut sich damit ungewohnt schwer. So bin ich immer wieder auf der Suche nach frischem Wasser und Verpflegung. Diese benötige ich auch dringend, da mich nu nein happiger Abschnitt in das Kiental fĂŒhrt. Es sind schöne Abschnitte, aber irgendwie kann ich die Landschaft nicht wirklich geniessen. Weiter geht es ins Diemtigtal und hinauf an den Seebergsee. Ein herrlicher Bergsee! Es folgt nun eine lange, coole Abfahrt ins Simmental. Diese wĂŒrde ohne Arschrackete (Tasche unter dem Sattel) und mit einem Fully noch viel mehr Spass machen. So muss ich zwischendurch kurz anhalten und meine HĂ€nde wiederbeleben. Unten im Simmental fahre ich ins erste Restaurant, um mir ein leckeres Abendessen zu gönnen. Leberli mit Rösti, ganz nach meinem Geschmack. Mein Körper scheint nun ziemlich am Limit zu laufen, so beginne ich auf der Terrasse bei 26 Grad zu frieren. Ein klares Zeichen, um fĂŒr die kommende Nacht ein Zimmer zu suchen. Dieses isst Dank Booking schnell gefunden. 10km sind noch zu fahren und um 10:00 stehe ich unter der Dusche und anschliessend schnell im Chörbli. Der Wecker wird auf 03:00 gestellt. So fahre ich in den frĂŒhen Morgenstunden von Lenk in Richtung StĂŒbleni hinauf. Ein Highlight auf welches ich mich sehr freue. Es ist ein Traum die superschöne Landschaft bei Sonnenaufgang zu befahren. Supoercoole Trails! Leider verfahre ich mich etwas spĂ€ter und muss mĂŒhsam zu fuss zurĂŒck auf den richtigen Trail. Vor dem FrĂŒhstĂŒck in Saanen muss noch ein weiterer Anstieg bewĂ€ltigt werden, kleine Motivationsschwierigkeiten holen mich ein. Das FrĂŒhstĂŒck beseitigt diese aber schnell wiederâŠ
Der folgende Abschnitt ist unspektakulĂ€r, bringt mich aber zu einem superleckeren Essen nach Jaun. Dort kann ich auch noch meinen vorderen Bremssattel richten. Das gequitsche geht mir auf die Nerven. Im Dorfladen wird mein Essensvorrat noch mit SĂŒsswaren und Redbull aufgefĂŒllt. So geht es topmotiviert in den nĂ€chsten Aufstieg welcher schön zu fahren ist und auch zĂŒgig hinter mir liegt. Die Abfahrt fĂŒhrt mich an den Schwarzsee. Das Wetter sieht wieder einmal bedrohlich nach Regen aus, so fahre ich direkt weiter. Ein paar Regentropfen bekomme ich im nĂ€chsten supersteilen Aufstieg ab, der Regen bleibt aber aus. So fahre ich weiter und weiter. Die Landschaft besteht aus etwas höheren HĂŒgeln, nichts Besonderes. Das macht es etwas schwierig fĂŒr mich die Motivation hochzuhalten. In La Roche habe ich Hunger, es gibt aber kein Restaurant, welches etwas Essbares im Angebot hat. So fahre ich nach einem Cola weiter an den Lac de GruyĂšre. Schön, aber auch dieser schafft es nicht mich aufzumuntern. So fahre ich ohne Fotos zu machen weiter und mache etwas spĂ€ter an einem Waldrand ein Powernap. Anschliessend versuche ich mich zu motivieren das Tempo wieder etwas zu erhöhen, um dem Ziel auch endlich nĂ€her zu kommen. So sitze ich etwas spĂ€ter in Thalbach im Hotel de Ville bei einem leckeren Nachtessen. Ich habe mir einfach das einzige Menu bestellt, welches ich auf Französisch interpretieren konnte. Mit dem Essen und einem kurzen Telefonat mit meinem Schatz Claudia kam die Motivation zurĂŒck.
So machte ich mich auf die letzten knapp 100km und 2000hm. Ich wollte nun einfach durchfahren bis ins Ziel in Montreux. So wurde es wieder Nacht und mein Tempo war wieder etwas besser, die Höhenmeter wurden schnell weniger und das Ziel immer greifbarer. Es folgten jeweils nach den höchsten Punkten etwas verbockte Wurzeltrails welche volle Konzentration erforderten und teils auch einige Meter zu Fuss bewĂ€ltigt werden mussten. Aber irgendwann kam die finale Abfahrt nach Montreux und das Grinsen in meinem Gesicht wurde immer breiter. Unten am See angekommen fĂŒhr ich bis zur Statue von Freddy Mercury und machte das geforderte Zielbild welches als Beweis an die Rennleitung geschickt werden muss. 03:30 Uhr Geschafft!!!!! Ich konnte es kaum glauben, die Stimmung so alleine am See war superfriedlich und das GefĂŒhl es geschafft zu haben unbeschreiblich. Es hat sich der ganze Aufwand fĂŒr die Vorbereitung gelohnt. So bleibe ich noch ein Weilchen am See und geniesse den Moment.
SpÀter geht es weiter an den Bahnhof wo mein GepÀck sortiert und nicht mehr gebrauchtes Material direkt entsorgt wird. Um 05:15 Uhr fÀhrt dann mein Zug in Richtung Andermatt von wo es mit dem Bike weiter zum Hotel in Göschenen geht. Ich habe ja bereits die nÀchste Mission, meinen Schatz am Swissman zu supporten.
Das Hope 1000 ist fĂŒr mich ein unbeschreiblich geniales Erlebnis. NatĂŒrlich habe ich viele AnfĂ€ngerfehler gemacht, das mit dem Schlafen hatte ich komplett unterschĂ€tzt und absolut nicht im Griff. Ich konnte jedoch mit der Situation umgehen und eine Lösung finden um dies in den Griff zu bekommen. Es war supercool unterwegs so viele aufmunternde Nachrichten zu erhalten. DafĂŒr möchte ich allen herzlich Danken,
IHR WART EINFACH GENIAL!!!!!!!
Euer Urs