Sommerferien Teil 2
Wie bereits im ersten Teil unseres Sommerferien-Beitrags erwähnt, ging es nach zwei Nächten in Goldrain (Vinschgau) zurück in die Schweiz. Bevor wir diese Reise jedoch antraten, wartete eine letzte tolle Biketour im Südtirol auf uns. Die einzige Tour, die welche wir bereits vorher geplant hatten und der Grund, weshalb wir einen Zwischenstopp im Vinschgau einlegten. Das Eislöchel.
Diese Tour sind wir bereits vor zwei Jahren einmal gefahren. Da wir am Ende mit dem Auto weiter ins Münstertal fahren wollten, haben wir uns die 20 km entlang der Etsch gespart und sind gleich in Naturns gestartet. Kaum auf dem Rad zeigte mein Velocomputer auch schon die erste Steigung. Diese besagte eines, über 2000 Höhenmeter am Stück. Viel, sehr viel. Da ich die Tour jedoch schon kannte, wusste ich auch, was mich in etwa erwarten würde. Zuerst fuhren wir auf einer Teerstrasse ziemlich lange eine moderate Steigung ins Schnalstal. Ich wusste, irgendwann gehts rechts weg und dann beginnt der steile Teil. Auch dieser Teil, welcher uns ins Pfossental führte, war zu Beginn eine gut fahrbare Teerstrasse. Irgendwann jedoch wandelte sich dieser in eine Kiesstrasse. Auf diesem Weg begegneten wir dann auch sehr vielen Wanderern. Wanderer, welche uns alle bereits vorher mit dem Auto überholt hatten. Naja, nun waren wir schneller 🙂
Ich wusste, am Ende des Abschnittes, wartet beim Eishöfel eine verdiente Zwischenverpflegung auf uns. So wars dann auch und zu meiner Überraschung und positiven Freude stand auf meinem Garmin auch , dass der Anstieg nur noch 800 Höhenmeter beträgt 🙂
Diese Höhenmeter waren dann sehr abwechslungsreich. Wenn man zu diesem Zeitpunkt noch genügend Power in den Beinen hat Number Search , ist alles fahrbar. Naja, ich musste ab und zu vom Rad, mal ein paar Meter schieben und auch die tolle Umgebung bewundern. Kurz vor dem Übergang auf über 2900 m.ü.M. waren dann auch noch das ein oder andere Schneefeld zu überqueren, bevor wir auf den letzten Metern das Rad noch für eine kurze Kletterpartie schulterten. In der Schlütterhütte assen wir zu Mittag, bevor wir uns auf die Abfahrt machten. Während des Mittagessens hatten wir einen tollen Ausblick auf einige Gämsen, welche den Hang in voller Anmut querten.
Wenn man oben auf der Terrasse der Hütte steht und ins Tal hinunterschaut, hat man nicht das Gefühl, auch nur einen Meter fahren zu können. Aber denkste. Klar, mussten wir mal ein paar Meter laufen, aber mit dem richtigen Flow war es dann eine tolle Abfahrt.
Nachdem wir viele Höhenmeter vernichtet hatten, gönnten wir uns einen Kaiserschmarren im Gasthaus Lazins. Danach ging dann ohne grössere Unterbrechung und manchmal in sehr rasanter Fahrt in Richtung Meran. Am Hinterrad bleiben war das Einzige was ich ab und an denken konnte 🙂
Nach einer kurzen Glace-Pause in Meran nahmen wir dann auch noch die letzten Höhenmeter in Angriff, welche uns wieder zurück ins Vinschgau und nach Naturns führte. Müde und mit vielen Eindrücken verluden wir unsere Räder ins Auto und machten uns auf den Weg nach St. Maria im Val Mustair.
Zur selben Zeit weilte auch ein Arbeitskollege von Urs (Raphi) mit Freundin (Andrea) in St. Maria. Während wir in einem schönen B&B nächtigten, hatten sie es sich mit ihrem Zelt auf dem Campingplatz gemütlich gemacht. Vielleicht ist noch erwähnenswert, dass Raphi sein MTB im Frühling mit Urs bei uns zusammengebaut hat. Also war klar, dass wir eine gemeinsame Tour unternehmen wollen.
Das erste, aber nicht letzte Mal in diesen Ferien, nahmen wir zusammen mit unseren Rädern das Postauto. Das Bike von Urs fand das zwar nicht immer lustig, aber so konnten wir viele schöne Touren fahren, ohne dass ich am Schluss des Tages vollkommen zerstört war.
Nun aber zurück zum Tag mit Raphi und Andrea. Auf der Passhöhe des Ofenpass verliessen wir das Postauto und fuhren gleich den ersten spassigen Singletrail runter bis nach Buffalora. Von da aus führe uns ein kurzer aber heftiger Aufstieg auf ein wunderbares Hochplateau. Etwas coupierter waren die nächsten Kilometer, bevor es dann steil bergab ins Val Mora ging. Einmal mehr war ich froh um meine absenkbare Sattelstütze. So war die Gefahr, unfreiwillig über den Lenker abzusteigen gebannt.
Im Val Mora angekommen, kam der gemütliche Teil. Wurst bräteln und geniessen. Einfach traumhaft, der Tag. Bevor’s dann zum Dessert ein Stück Bündner Nusstorte gab, mussten wir diese auch verdienen, indem wir zurück durchs Val Mora in Richtung St. Maria fuhren. Meine müden Beine hatten da nicht gerade sehr viel Spass. Erst als es dann wieder Bergab ging, war ich voll dabei :-). Diesen tollen Tag liessen wir mit einem feinen Essen, welches wir bei unseren Campern geniessen konnten, ausklingen.
Der nächste Tag war dann so richtig zum geniessen. Nachdem wir für einmal etwas länger geschlafen, gemütlich gefrühstückt und entspannt in den Tag gestartet waren, verfrachteten wir unsere Bikes wieder ins Postauto. Dieses brachte uns wieder auf den Ofenpass. Von dort aus fuhren wir jedoch nicht gleich bergab, sondern überwanden einige Höhenmeter auf einem Singletrail in Richtung Val Bella. Wie es der Name schon sagt, einfach schön. Wir konnten uns kaum an der tollen Natur sattsehen. Die Wege einfach toll, auch wenn wir mal den ein oder anderen Meter laufen mussten. So steil fiel der Hang ab und an auf einer Seite ab. Toll auch, dass wir erst am Ende des Tals auf die ersten Wanderer trafen. Von dort aus führte uns ein kurzer Downhill in Richtung Alp Astra. Vor einem Jahr waren wir bereits einmal mit Walti daran vorbeigefahren. Dieses Mal kehrten wir ein. Nach einer feinen Käse-Fleisch-Platte nahmen wir die nächsten Kilometer unters Rad. Und wie es sich für einen gemütlichen Tag gehört, haben wir schon wenig später wieder eine Pause eingelegt, in welcher wir uns faul ins Gras legten, ein wenig dösten und Urs ein paar tolle Blumenfotos schoss. Da wir an diesem Tag ohne grossen Plan losfuhren, waren wir sehr offen für neues. So führte uns der nächste Weg über Stock und Stein, an Kühen und Kälbern vorbei zurück zum Ofenpass. Von dort war nur noch Spass angesagt. Kilometerlang bergab, geradeaus, ein Trail folgte dem anderen. Einfach gigantisch. Das Grinsen verging uns an diesem Tag nie 🙂
Unsere Räder waren es sich mittlerweile gewöhnt, dass sie mit dem Postauto fahren mussten. Dieses Mal bereits frühmorgens von Santa Maria aufs Stilfserjoch. Unser Plan, den Goldseetrail fahren. Für diesen musste man als Biker bereits um 9.00 Uhr losgefahren sein. Die Abmachung mit den Wanderern. Gemeinsam mit einigen Endurofahrern in voller Ausrüstung machten wir uns auf den Weg. Natürlich bekamen wir den ein oder anderen Ratschlag, vorsichtig zu sein. Das sind wir natürlich immer, auch wenn wir nur gerade Helm und ab und zu Handschuhe zu unserem Schutz tragen. Der Goldseetrail führte uns entlang der Spuren des 1. Weltkrieges. Zuerst sehr flowig, dann immer steiniger, sodass wir auch mal laufen mussten. Aber egal, der Ausblick hat sich sehr gelohnt. Dies waren schliesslich nicht die einzigen Meter, welche wir an diesem Tag gelaufen sind. Unser Ziel war der Piz Chavalatsch. Da wussten wir bereits von zahlreichen Berichten, dass wir den Weg hoch bestimmt nicht fahren konnten. Oben angekommen, war der Blick ins Val Mustair und ins Vinschgau unbezahlbar. Vom Downhill will ich hier gar nicht sprechen. Nur so viel, jeder gelaufene Meter hat sich zehnfach gelohnt. Eine Stärkung gabs auf halbem Weg runter in die Passtrasse, welche uns wieder zurück auf den Stelvio bringen sollte. 42 Kurven mussten wir noch auf eben dieser fahren, bis wir oben ankamen. Da das Wetter leider nicht mehr so phänomenal war, waren auch meine Gegner sehr rar gesät. Dies wirkte sich schon sehr auf meine Motivation aus. Dass es auf den letzten 20 Kehren zu regnen begann, war auch nicht gerade förderlich. Mein Garmin gab irgendwann auch den Geist auf. Aber wie immer, kämpfte ich mich durch. Als ich bei der 9. letzten Kehre angekommen war, kam dann auch Urs entgegen. Lieb wie er ist, wollte er wissen, ob ich eine Regenjacke brauche. Natürlich nicht. Nass war ich ja schon und wenn ich oben angekommen war, wollte ich lieber was trockenes zum anziehen haben. Ein paar Souveniers haben wir oben gekauft, eine heisse Schoggi getrunken und schon kam wieder die Sonne. Aber für den Tag hatte ich genug. So fuhren wir für einmal untypisch, mit dem Bike die Passtrasse des Umbrailpass runter. Wir freuten uns richtig auf eine heisse Dusche.
Für einmal enthielt der Plan des Tages keine Mountainbikes. Wir machten natürlich auch nicht einfach blau. Nein, wir machten eine traumhafte Wanderung von Zernez durch den Nationalpark. Zuerst zum Mittagessen auf die Chamanna Cluozza und von dort hoch zur Fuorcla Murter. Wir wussten, dort mussten wir die Augen offen halten. Steinböcke und Murmeltiere sollte es dort zu Hauf geben. Auch Bartgeier würde man dort häufig sehen, wurde uns im Vorfeld gesagt. Gesehen haben wir 3 Steinböcke. Leider aber nur von weitem. Und sehr viele Murmeltiere. Zu meinem Entzücken auch viele junge. Die waren noch fit. Mussten nicht wie ihre Eltern alle paar Meter eine Pause einlegen. Supertoll wars. Danach machten wir uns auf den Abstieg. Ein paar Regentropfen erwischten uns, die Sonne kam aber schnell wieder. Ein weiterer Wahnsinnstag neigte sich mit der Rückfahrt im Postauto dem Ende.
Ihr könnt euch denken, was wir am nächsten Tag gemacht haben? Ja, wir sind wieder mit dem Postauto gefahren. Ja, unsere Bikes waren auch mit dabei. Vom Umbrailpass fuhren wir gleich den ersten strengen, sehr coupierten Trail zum Bocchetta di Forcola, von dort aus zum Bocchetta die Pedenoletto. Danach führte uns der Weg lange bergab bis an den Lago di Cancano. Diesen Teil des Tages kannte ich bereits vom letzten Jahr. Anders wie letztes Jahr führte uns der Weg nicht durchs Val Mora zurück nach Santa Maria. In diesem Jahr fuhren wir eine Kiesstrasse hoch auf ein wunderschönes Hochplateau zur Alp Foscagno. Dort gab’s ein leckeres Mittagessen, bevor wir auf einem Singletrail berghoch weiterfuhren und ich mich kurz darauf schrecklich über zwei E-Biker aufregen mussten, welche mich vom Weg drängten. Laut habe ich ihnen hinterhergeflucht :-). Genützt hat’s zwar nichts, aber ich habe mich gleich besser gefühlt. Nachdem wir den höchsten Punkt erreicht hatten, fuhren wir für lange Zeit nur noch bergab und kamen kurz vor Livigno an den gleichnamigen See. In Livigno nahmen wir uns die Zeit und assen ein Glace. Danach war es Zeit, dass wir dem See entlang zu unserem Shutle-Bus fuhren. Auf Teer kamen wir dank der Führungsarbeit von Urs sehr schnell voran. So machten wir auch noch Jagd auf einen Rennvelofahrer. Der war jedoch nicht so erfreut und hat uns kurz vor unserem Zwischenziel doch noch übersprintet. Aus Rücksicht auf mich, hat sich Urs zurückgehalten…
Den Shutle-Bus namen wir, weil Velofahrer im Tunnel, welcher uns auf halbe Höhe zwischen Zernez und Ofenpass brachte, verboten sind. Gut haben wir uns mit dem Busfahrer unterhalten. Oben angekommen, nahmen wir die letzten Kilometer auf der Passtrasse unter die Räder. Voller Vorfreude auf die Abfahrt. Dachte ich zumindest. Aber mein Guide hatte da andere Pläne und jagte mich noch den ein oder anderen Hügel hoch, bevors dann endgültig zurück nach Santa Maria ging. Auch wenn meine Beine ziemlich jammerten, schön war es trotzdem.
Leider war nun der Morgen gekommen, an welchem es hiess, Abschied zu nehmen. Dies aber nicht, ohne eine letzte schöne Tour zu fahren. Diese machten wir jedoch nicht mehr im Val Mustair, sondern auf der Rückfahrt ins Unterland.
Das Ziel war es, den Epictrail in Davos zu fahren. Den ersten Aufstieg ersparten wir uns aus Zeitgründen und nahmen die Bahn aufs Jakobshorn. Nach zwei Wochen auf dem Bike, konnten wir auf dem nicht immer ganz flowigen Trail runter ins Sertigtal praktisch alles fahren. Zu meiner Überraschung auch sehr verbockte Rockgarden. Im Sertigtal angekommen mussten wir richtig Gas geben. Bis zwölf Uhr mussten wir nämlich im Rinerhorn sein, denn danach würden wir die Läufer des Swiss-Alpine-Marathon kreuzen. Wir haben es vor den Läufern dorthin geschafft. Auch einen Nussgipfel essen und eine Cola trinken, einen Schwatz mit Walti machen, welcher überraschend aufgetaucht war und immer waren noch keine Läufer in Sicht. Also fuhren wir weiter. Immer mit dem Wissen, dass sie auf einmal kommen könnten. Et voilà, auf einmal war die Spitze da. Natürlich machten wir für jeden Läufer Platz, feuerten sie an, wie sie da so leichtfüssig an uns vorbei liefen. In Mondstein trennten sich dann unsere Wege endgültig. Unser Weg führte uns weiter über Stock und Stein, zu einer Mittagspause mit einem Musiktrio. Danach bauten wir einen Spezialtrail ein, um dann später wieder auf dem Epic Trail zu landen. Entlang der Landwasser ging es dann wieder zurück in die Nähe von Davos. Ein Abstecher nach Mondstein zu einem Coup musste dann aber schon noch sein, bevor wir über viele Trails definitiv nach Davos zurückfuhren.
Einmal mehr haben wir in kurzer Zeit so viel erlebt. Viele tolle Trails gefahren, fein gegessen, innerlich geflucht, traumhafte Landschaften gesehen, gechillt, spannende Menschen getroffen und noch so viel mehr. Vielen Dank an meinen Guide und Schatz für die unvergessliche Zeit.